Sirin Hauri, Fraktionspräsidentin Einwohnerrat Grüne Binningen

Als ich in der Schule war, hätte ich diese Initiative voll unterstützt. Eine Pflicht für alle, etwas Gemeinnütziges zu tun, scheint sinnvoll. Gleiche Rechte, gleiche Pflichten für alle, kein Thema.

Jetzt als Mutter und berufstätige Frau sehe ich es anders. Die Realität ausserhalb der Schule ist keine Welt der Gleichwertigkeit. Wir Frauen arbeiten zwar häufiger ausser Haus und dies bringt wichtige Vorteile. Weniger finanzielle Abhängigkeit. Anerkennung. Einen Perspektivwechsel der Männer, welche auch Familienarbeit übernehmen und deren Aufwand besser einschätzen können. Trotzdem erledigen Frauen (auch solche ohne Kinder) wie selbstverständlich neben der Berufstätigkeit einen Grossteil der Haus- und Familien-Arbeit. Es gibt also einfach immer mehr zu tun und die unbezahlte Arbeit bleibt genau das: unbeachtet, unbezahlt und in vielen Fällen auch ungewürdigt. Zu sagen, die Frauen sollen doch auch mal etwas zur Gesellschaft beitragen, zeigt, wie wenig diese vielen Stunden gesehen werden, die wir in Familie, Hausarbeit, Beziehungsarbeit, Pflege von kranken Angehörigen, freiwillige Arbeit investieren.

Unter dem Vorwand der Gleichstellung wurde schon unsere Rente gekürzt, will das Parlament unseren Mutterschutz reduzieren. Bevor wir noch mehr geben, möchten wir beachtet und bezahlt werden für das, was wir schon tun. Das gilt natürlich auch für Männer und nicht binäre Personen, welche Care-Arbeit leisten.

Sirin Hauri

Einwohnerrätin Grüne Binningen

Erschienen im Binninger Anzeiger vom 20. November 2025

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